Ein Modellprojekt des Sozialministeriums Baden-Württemberg.
In Baden-Württemberg sind (Stand 2019) rund 472.000 Personen pflegebedürftig. Etwa 80 Prozent der pflegebedürftigen werden ambulant durch pflegende Angehörige betreut. Dabei erhalten nur circa 20 Prozent pflegerische Unterstützung durch einen ambulanten Pflegedienst.
Es ist deutlich erkennbar, dass pflegende Angehörige eine große Verantwortung zur Erhaltung der gesellschaftlichen Struktur von pflegebedürftigen Menschen tragen. Dabei führt die Verantwortung nicht selten auch zur Überforderung. Zudem übersteigt die Nachfrage nach Pflegeentlastung häufig das bestehende Angebot. Verschiedene Szenarien lassen darauf schließen, dass sich diese Situation zukünftig deutlich verschärfen wird.
Daher müssen neben der stationären Kurzzeitpflege unbedingt weitere innovative und entlastende Angebote geschaffen werden, die es pflegenden Angehörigen möglich machen, Entlastung zu erfahren. Dabei stellt sich die Frage, ob Entlastung nur über stationäre Kurzzeitpflege dargestellt werden kann, oder ob nicht auch andere ambulante Angebote geschaffen werden können.
Das Modellprojekt „Erbringung von Kurzzeitpflege im ambulanten Setting“ soll ein Angebot schaffen, welches Angehörigen die Möglichkeit gibt, vor allem planbare Auszeiten zu nehmen. Die ambulante Leistungen so ausgebaut werden, damit die Voraussetzung einer stationären Unterbringung weitgehend erfüllt sind.
Wichtig dabei ist auch, dass neben dem pflegerischen Angeboten ein rehabilitativer Ansatz verfolgt wird, damit im Anschluss die ambulante Versorgung weiterhin gelingen kann.
Dafür wird ein CaseManagement eingeführt, welches zunächst die Versorgung während der ambulanten Kurzzeitpflege organisiert und betreut, wie auch nachfolgend die Strukturen in der Häuslichkeit optimiert. Das CaseManagment soll durch ausgebildete Beratungsfachkräfte übernommen werden.
Unbedingt notwendig dabei ist, dass eine ambulante Nachttour eingerichtet wird, welche Voraussetzung für eine 24- Stunden-Versorgung.
Für das Modellprojekt stehen aktuell 5 Wohnungen im Wohnquartier der Lorenzhöhe zur Verfügung, welche direkt an der Betreuten Wohnanlage angeschlossen sind. Sie sind barrierefrei und behindertengerecht.
Die Evangelische Altenhilfe verfügt aufgrund des bereits vorhandenen Angebots „AusZeit – Urlaub für pflegende Angehörige“ über ein spezifisches Wissen in der Zusammenstellung eines individuellen ambulanten Versorgungsnetzwerkes für pflegebedürftige Menschen. Darüber hinaus ist die EAH als Komplexträger im ambulanten, teilstationären und stationären Bereich der Altenhilfe tätig und betreut darüber hinaus mehrere Betreute Wohnanlagen.
Durch den Austausch mit der Hochschule Furtwangen können wir wissenschaftliche Erkenntnisse in unsere Angebote integrieren. Unsere Erfahrungswerte aus der Praxis können wiederum in die Forschung übernommen werden.
Wir sind seit einiger Zeit für verschiedene Projekte Kooperationspartner der Hochschule Furtwangen. Im dort angegliederten Institut für Mensch, Technik und Teilhabe (IMTT) werden Herausforderungen zwischen Mensch, Technik und gesellschaftlicher Teilhabe erforscht und bearbeitet.
Durch die Zusammenarbeit sammelt die Evangelische Altenhilfe St. Georgen im Vorfeld Erfahrungen mit Innovationen und Neuerungen. Sei es im technischen Bereich oder auch wenn es um die Zukunftsperspektive und die Entwicklung der Pflegebranche geht.
Auch hat die Evangelische Altenhilfe die Möglichkeit eigene Projekte zu initiieren. Dies betrifft die Bereiche ambulante Pflege, stationäre Pflege, teilstationäre Pflege wie auch die einzelnen Betreuungsangebote von demenziell erkrankten Menschen.
Unsere Rolle beinhaltet die praktische Begleitung des IMTT durch MitarbeiterInnen und KundInnen. Dies ermöglicht der Hochschule Furtwangen den „Feldzugang“ und liefert das benötigte Fachwissen aus der Praxis.
Derzeit ist die Evangelische Altenhilfe für folgende Projekte Praxispartner:
Befähigung von Auszubildenden und pflegenden Angehörigen durch Virtuelle Realität
Gemeinsam mit der Firma imsimity arbeitet die Evangelische Altenhilfe St. Georgen an virtuellen Anwendungen. Diese bilden gängige praktische Tätigkeiten in der Pflege ab.
Durch den Einsatz von virtuellen Pflegeanwendungen in der Ausbildung sowie bei der Pflegeberatung, kann der Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis erleichtert werden. Praktische Tätigkeiten werden im sicheren virtuellen Raum immer wieder geübt. Sobald sich die Beteiligten sicherfühlen, können sie diese dann in der Praxis umsetzen. Mögliche Verständnislücken durch Sprachbarrieren können geschlossen, sowie Sicherheit in den Handlungsschritten aufgebaut werden. Die Evangelische Altenhilfe St. Georgen entwickelt mit imsimity und weiteren Partnern regelmäßig weitere Lerninhalte, die als VR-Module in der Pflegeausbildung sowie im Pflegealltag genutzt werden können.
Auf der Web-Plattform SharityOnline.de können soziale und gemeinnützige Organisationen und Vereine Helfer finden und Aufgaben ausschreiben.
Die Kommunikation zwischen den Helfern und den Hilfsorganisationen findet direkt auf der Plattform statt. So kann zum Beispiel Online eine Nachbarschaftshilfe über die Ev. Altenhilfe St. Georgen gefunden und Kontakt hergestellt werden. SharityOnline wird von Studierenden der Hochschule Furtwangen als ein gemeinnütziger, eingetragener Verein betrieben und von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet. Der Verein finanziert sich ausschließlich durch Spenden.
Und so funktioniert es: